War noch was?

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First Class-First Love

Durch eine wunderbare Fee wurde der zweite Business-Flug meines Lebens, der erste war der Hinflug, versehentlich zu einem First- Class -Flug upgegradet. Freundliche Menschen führten mich an der Schlange des Check -In vorbei und brachten mich bis zu meinem Sitz-Sessel-Bett mit einem Bedienfeld wie im Cockpit  in den Buckel des Jumbo-Jets. Endlich wusste ich, wo es diese Treppe hochgeht, die ich normalerweise nur neugierig angucken durfte. Wenig Sitzplätze und nahezu die gleiche Anzahl von Stewardessen sicherten mir eine umfassende Betreuung zu, wie man sie früher bei der Einzel-Mathe-Nachhilfe-Stunde zutiefst gehasst hat.

Während ich mich noch staunend umschaute, taxierte mich die Stewardess und brachte mir einen schmeichelhaften S/M-Größe Schlafanzug von van Laack, den ich als einzige auf dem Tag-Flug sofort begeistert anzog samt Schlappen, Socken und der Schlafbrille neckisch wie eine Sonnenbrille auf den Kopf geschoben. Auch das Bogner – Täschchen begeisterte mich so, dass ich alles ausprobiert habe (Zähne putzen, Gesichtscreme, Deo, Feuchtigkeitsmaske usw.) und mich zutiefst zufrieden auf meinen nahezu überall hinfahrbaren Sitz zurück lehnte.

Ich habe ALLES von der Speisekarte bestellt, habe 4 Filme geschaut, jede CD gehört, Englisch und Französisch-Kurse belegt, jede Zeitschrift gelesen (ok, bei den asiatischen habe ich mir die Bilder angeschaut) mir alle 3 Stunden die Zähne geputzt und ansonsten in meinem Sitz mit Daunenfederbett gethront und mir fest vorgenommen, keine Sekunde zu verschlafen.

Mit roten brennenden Augen und Magenschmerzen habe ich unendlich zufrieden nach 11 Stunden das Flugzeug verlassen. Meine Tasche war prall gefüllt, da ich dem freundlichen Sitznachbarn sein Herrenkosmetik-Täschchen und seinen L-Schlafanzug abgeschwatzt habe, um tolle Geschenke für zu Hause zu haben.

Danke, gute Fee.

 

 

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Für die Frau ab 40

Dieser Satz stand unter dem Titel eines Frauenmagazins. Seit einigen Jahren falle ich schon in die Zielgruppe und wollte mich daher nun mal den neuen Lebensthemen widmen.

Erstaunt las ich Seite über Seite was mich denn nun ab sofort zu interessieren hatte. Dabei übersah ich den 60%igen Werbeanteil von Anti-Falten-Creme hoheitsvoll. „Was trage ich zur Hochzeit?“ war ein großes Thema. Ja, aber nicht als glückliche Braut sondern als Brautmutter oder Braut-Oma! Passend dazu zeigten die nächsten Werbeseiten Hornhaut-Entfernungs-Creme und Schrundensalbe. Seit ich das Wort gegoogelt habe, bedauere ich, dass ich es kenne.

Die funktionierenden Beziehungen von 66-jährigen nicht monogamen Partnern erstaunten mich genauso wie das Titelthema. Darf man im Alter wilde Flirts haben und seine sehr reife Gewebestruktur in Bikinis zwingen? Die Protagonistinnen sagten über sich, dass sie in engen Kleidern aussähen wie eine Bratwurst mit Blähungen und die hochhackigen Schuhe ihre Hammerzehen verschlimmern würden. Stopp! Das möchte ich nicht über Menschen wissen. Auch nicht was man unternimmt, wenn ein frisch verrenteter Ehegatte zum Vegetarier wird, auch nicht, wie Yoga den Beckenboden trainiert und damit gut gegen die weibliche Inkontinenz ist. Zu viele Details!

Ich habe die Zeitung schnell wieder zugeschlagen und heimlich in den Lesestapel ins Büro geschoben. Vielleicht haben wir ja eine tolle Bewerberin um sechzig, die gerne drin blättert. Ich starte in einem Jahrzehnt einen neuen Versuch. Bis dahin werde ich meine Füße und Falten genau beobachten. Einige Werbeseiten habe ich mir mal, rein prophylaktisch, rausgerissen. Kaum passt man mal nicht auf, ist man fünfzig und weiß nicht, welche Creme das Schlimmste verhindert oder man kleidet sich versehentlich wie eine darmkranke Bratwurst. Bis dahin blättere ich mal eine BRAVO Girl durch. Die fand ich früher gar nicht so übel.

Ihre

Tina Voß

 

 

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Die Knigge-Wächterin

Frank, der Mann meiner Freundin Bianca, arbeitet in einem sehr großen Konzern, wurde befördert und fand in seinem Email-Postfach eine Einladung zu einem Führungskräfte-Kick-Off-Meeting, bei dem „Casual“ als Dresscode vorgegeben wurde.

Etwas ratlos leitete er die Email an seine Frau weiter. Was solle er denn nun anziehen? Bianca kopierte aus dem aktuellen Online-Knigge ein paar Tipps. So wäre es am besten, keine Comic-Socken oder Hawaii-Hemden anzuziehen, auch Shorts sind nicht die erste Wahl und Krawatten bleiben zu Hause. Gewaschen und deodoriert wäre aber trotzdem schön unter einem Hemd mit Pulli und ordentlicher Hose. Mit diesen liebevollen Hinweisen schickte sie die Antwort zurück ins Werk und wartete grinsend vor dem Rechner auf das Feedback ihres Gatten. Das kam erst nach Stunden und zwar in Form eines aufgebrachten Anrufs. Der Betriebsleiter bat um einen Termin bei sich im Büro, da er gerne den Mitarbeiter kennen lernen wollte, dessen Gattin ihn bat, auch beim Casual-Meeting auf Deodorant nicht zu verzichten. Bianca hatte die Tipps leider zum Chef, nicht zum Gatten, geschickt.

Immerhin bedankte sich der Chef auch freundlich bei seiner virtuellen Stylingberaterin und versprach sich im Sinne von Knigge dem Casual-Dresscode zu unterwerfen. Nun durfte sich auch Frank nicht blamieren und wurde von Bianca ins örtliche Bekleidungshaus der kleinen Vorstadt geschleift, um comicfrei und mit langer Büx ausgestattet zu werden.

Mittlerweile wusste das gesamte Werk von dem Vorfall und feixte so sehr, dass Frank am Tag des Meetings etwas unwohl wurde. Aber egal, was die Kollegen sagen würden, er war zumindest ordentlich angezogen.

Dreihundert leitende Mitarbeiter waren anwesend, aber nur zwei trugen identische Pullis und Hemden. Frank und sein Chef. Kein Wunder, sie lebten in der gleichen Vorstadt und hatten ja die gleiche Stylingberaterin.

Ihre
Tina Voß

 

 

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Bonus-Intelligenz

Ich möchte jetzt beichten. Vor einigen Jahren versprach mir ein Werbebanner auf einer seriösen Website mit nur fünf Fragen Aussagen über meine Intelligenz. Ich habe die Fragen sogleich beantwortet. Am Ende kam der Hinweis, dass die Auswertung einen Moment dauern würde und man sie mir daher am liebsten als SMS schicken würde. Das fand ich sehr rücksichtsvoll und habe meine Nummer eingetippt.

Nach dieser Auswertung, die nach wenigen Minuten ankam, bin ich durchschnittlich intelligent. Allerdings bezweifele ich das erheblich. Ich bin vermutlich eher ein Volltrottel. Danach bekam ich alle 5 Tage eine SMS von „55455“, die mir weitere Credits, Infos und Bonusprodukte offeriert, die alle auf mich unter www.blinkogold.de warten. Neulich ging ich auf die Seite, um diese fortlaufende Belästigung loszuwerden. Ich landete bei einer Love-Entertainment-Seite mit Applikationen für Mobiltelefone, die Liebes-SMS feilbot, Horny-Checker (mittels der Handy-Kamera könnte man sein Gegenüber nackt sehen) und Furzmaschinen mit Bewegungssensor. Ging jemand am Telefon vorbei, dann machte das Gerät sogleich  Körpergeräusche. Auf einer belebten Einkaufsstraße wäre der Akku vermutlich nach zwanzig Minuten leer. Ich entdeckte auch den Intelligenztest, aber ich wusste ja schon, dass ich ein Trottel bin. Gedanken lesen oder ahnungslose Bekannte orten lassen wollte ich auch nicht. Irgendwann fand ich das Widerrufsrecht. Leider konnte man die Werbeflut nur mittels Email abbestellen. Das tat ich auch mit markigen Worten. Sekunden später kam meine Email mit einer interessanten Anmerkung zurück: SPAM!

Vermutlich habe ich mich jetzt endgültig ausgeliefert. Die kennen nun meinen Namen, Email-Adresse und Mobilnummer. Ich rechne sekündlich mit einer erneuten Offerte für „Fart Control“ (siehe oben) samt Bewegungsmelder oder einer Handysoftware, um die Nachbarn zu belauschen. Ab heute werden mir vermutlich wöchentlich Unsummen vom Konto abgebucht und die Hintermänner rollen sich vor Lachen durch die Briefkastenfirma, weil ich als Einzige jemals auf die Tricks reingefallen bin.

Liebe Grüße

Tina Voß

 

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Der Lack ist ab!

Frauen altern, Männer reifen. So ist die verbreitete Meinung, die dazu führt, dass sich Frauen mit Kosmetika und Chirurgie dem Altern widersetzen wollen, während sich Männer lächelnd über den Bauch streicheln und bis ins hohe Alter den Verfall ignorieren.

Als Frau sieht man großzügig über das heimliche Ausreißen grauer Haare bei Männern hinweg. Wenn es die alternden Jungstars aber mal richtig krachen lassen wollen und am nächsten Tag tief verletzt berichten, dass der Türsteher des Szeneclubs Palo Palo sie milde lächelnd darauf hinwies, dass der Eingang des Parkhauses sich etwas weiter rechts befände, ist das nicht gut für das männliche Selbstbewusstsein. Vor allem, wenn junge Männer, gut gebaut mit engen Shirts unbehelligt Eintritt gewährt wird.

Früher feierten die Jungs durch den Abend und tranken zum Frühstück ein Weizenbier, denn das, womit man abends aufgehört hat, galt bei Männern als Startgetränkt für den nächsten Tag. Mittlerweile trinken sie einen magenfreundlichen Tee nach einer durchzechten Nacht und ich konnte hören, wie bei uns zu Hause vom Übernachtungsgast gerufen wurde: „Hast Du mal eine Feuchtigkeitscreme für mich?“ Während ich mich vor Lachen schüttelte, vernahm ich die verschämte Antwort: „Ja, in der linken Schublade.“ Vielleicht gehen sie beim nächsten Mal auf eine Beautyfarm statt ins Bierparadies?

Liebe Grüße
Tina Voß

 

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Zum Weglaufen

Ich renne seit 25 Jahren. Ob zu etwas hin oder vor etwas weg, habe ich immer noch niht rausgefunden. Früher hat das keinen interessiert und ich konnte maximal mit einem meiner wenigen Marathon-Läufe Aufmerksamkeit oder eher Ablehnung im Freundeskreis gewinnen.

Jetzt gibt es www.runtastic.com und alles ist anders. Mit iPhone und Blackberry kann man über ein GPS-Signal seine Strecken mittracken. Hätte vor dem Google-Earth-Zeitalter jemand wissen wollen, wo ich gelaufen bin, hätte ich mit einem Edding die Strecke in der FALK-patentgefalteten Straßenkarte nachgezeichnet. Nun tracken (sprich: träkken) alle ihre Laufstrecken mit und laden sie auf das Ego-Portal hoch. Um wie viel Uhr hat sich jemand aus dem Bett gepult, wie lange und wo war er unterwegs, wie hat er sich gefühlt? All diese Fragen sind mit einem Klick beantwortet. Alle Runtastic-Freunde werden sofort via Email über den Eintrag informiert und können ihn kommentieren. „Du Luder!“ habe ich von meiner Freundin S. als Kommentar bekommen. Grund: ich war an einem Tag 2x gelaufen.

S. und ihr Mann warteten allerdings am Samstag bis zum Anpfiff der Bundesliga, verglichen die Gesamt-km-Zahl aller Runtastic-Freunde und rechneten sich aus, dass sie mit einem 8-km-Lauf uns anderen auf einen der hinteren Plätze in der wöchentlichen Auswertung drängen. Sie haben nicht mit R. gerechnet. Der lief mit ihnen gemeinsam eine läppische 5-km-Runde, brachte sie heim und hängte heimlich 8 km ran. Damit hatte er sich den Wochensieg gesichert. R. hat auch das trunkene Torkeln in Schlangenlinien (bringt mehr Meter) vom Stadion bis in die heimische Kneipe via Satellit für die Ewigkeit gesichert. Ein anderer Teilnehmer rächte sich mit Hundespaziergängen. Der Mops war schon erschöpft, wurde aber für den Gesamtsieg fortwährend um den Block gezerrt.

Heinz (Name aus Datenschutzgründen geändert) wollte einem analogen Läufer mit Pulsuhr sein iPhone in die Tasche stecken, als dieser erwähnte, dass er eine 25 km-Runde plante. Er flog allerdings auf. Wir alle beobachten seitdem seine Einträge und er muss einen Zeugen benennen.

Ich werde verbreiten, dass ich keinen Schritt in dieser Woche joggen werde und am Sonntag um 23.55 Uhr, kurz bevor die Wochenstatistik rauskommt, lade ich ALLE Aktivitäten hoch. Hundespaziergang, Laufrunde, Weg zum Briefkasten, Weg vom Briefkasten und dann bin ich der Wochensieger. Wartet nur ab …

Liebe Grüße
Tina Voß

 

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Leben auf der Tastatur?

Gehören Sie auch zu denen, die sich vor unsauberen Toiletten ein wenig gruseln? Falls Sie auf der Suche nach neuen Orten des Ekels sind müssen Sie nicht mal bis zum nächsten WC laufen. Es reicht, wenn Sie JETZT nach unten auf Ihre Tastatur schauen.

Lt. Ranga Yogeshwar („Wissen vor 8“, ARD) befinden sich auf Ihrer Tastatur ca. 400 x mehr (!!!) Bakterien und Viren als auf der Unterseite einer normalen Klobrille. Noch reichhaltiger ist es mit dem Befall, wenn man eine Frau ist und Handcreme benutzt. Lecker, gell?

Machen Sie doch eine kleine Fall-Studie und drehen Ihre Tastatur um und schütteln
sie mal kräftig…..

Aber keine Sorge! Reinigen der Tastatur hilft die Anzahl der Keime wieder unter WC-Niveau zu drücken. Wie es geht? Einfach das Wort „Tastaturreinigung“ bei Google eingeben und die Trefferliste nach Putz-Tipps durchstöbern.

Ihr

Tina Voß

 

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Über den Wolken

Ich liebe die Fahrt zum Flughafen, weil es in 70% aller Fälle an einen schönen Ort geht, an dem man eine schöne Zeit verbringen möchte. Ich checke für mein Leben gerne ein und stelle dabei mein souveränes Viel-Flieger-Gesicht zur Schau, damit die Damen beim Check-In auch wissen, dass sie einen Flug-Profi vor sich haben, für den das Fliegen so normal ist wie Zähneputzen. Für all diese Tätigkeiten habe ich auch immer mindestens 3 Stunden Zeit, denn die Angst bei der 10-minütigen Fahrt in einen Stau oder einen Krieg zu geraten, ist bei mir so ausgeprägt, dass ich immer erst beim Betreten des Terminals erleichtert aufatme. Noch nie war der Check-In bei meinem Eintreffen bereits geöffnet.

Der Gang durch die Sicherheitsschleuse ist toll, denn bei mir piepst es immer und ich trage meist neue bunte Socken, um das Herz der Security zu erfreuen. Mit ein bisschen Glück erhasche ich auch einen Blick auf den Monitor und staune über die ulkigen Gegenstände in meiner Tasche. Mittlerweile kaufe ich mir auch keine Tageszeitungen mehr, da es immer die waren, die ich 5 Minuten später im Flieger geschenkt bekomme.

Und dann kommt der Moment, wenn die Turbinen angeworfen werden und wir uns der Startbahn nähern, wo ich allerlei komische Geräusche feststelle und nicht sicher bin, ob nicht gleich irgendwo die Schrauben, durch das Geruckel raus fallen. Die Hände werden etwas nass und falls jemand so dumm war, sich neben mich zu setzen, zerquetsche ich panisch dessen Hand, falls sie versehentlich in Reichweite liegt. Dann kommt der Start, den ich hinter einer Zeitung verbissen ignoriere, und dann heben wir ab. Das Flugzeug steigt gefühlt senkrecht wie eine Rakete auf, wackelt wie der Teufel und biegt nach links oder rechts ab. Ab da bin ich sicher, dass wir runterfallen und beobachte mit Argusaugen die Stewardessen, ob sich Panik in deren Gesichter abzeichnet. Tut es natürlich nicht, denn die haben trainiert, dass sie bis zum Aufschlagen beim Absturz freundlich neutral lächeln. Meine Hände sind jetzt klitschnass und das Ding durchfliegt scheppernd und wackelnd irgendwelche Luftschichten, die total friedlich aussehen, aber am Flugzeug zerren, wie eine Bulldogge am Hosenboden. Nach und nach wird’s ruhiger und ich kann die ersten zwei Sätze meiner Zeitung wieder geistig verarbeiten. Bis zur nächsten Schlechtwetterfront … oder schlimmer noch … der Landung!

Ihre
Tina Voß

 

 

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Zu Fuß über die Alpen

Wandern von Oberstdorf nach Meran ist in vielerlei Hinsicht ein prägendes Erlebnis. Man kann das in Gesprächen lässig einfließen lassen und sich wohlig in der Anerkennung der anderen für diese körperliche Strapaze sonnen. Oder man erzählt wie es wirklich war und nimmt das Mitleid in Kauf.
Nach einigen Stunden Wandern mit einer bunt zusammengewürfelten mir völlig fremden Truppe wusste ich wieso die Wanderführer eindringich vor den Trinken aus Bergflüssen gewarnt haben. Die bayerischen Opis strullen da bei jeder Pause einfach ungeniert rein, während ich meine Apfelschorle trinken wollte!
Am Ende jeder anstrengenden Tagesetappe wartet eine Berghütte mit einer ursprünglichen Übernachtung auf die Wanderer. Doppelzimmer? Fehlanzeige. Matratzenlager für bis zu 80 Menschen mit einer Art Pferdedecke für jeden, die da seit Generationen im Abstand von 40 cm liegen.
Duschen und warmes Wasser findet der Wander-Profi total überflüssig und verweichlicht. Ich fand das nach der zweiten Übernachtung mit 80% älteren Männern auf keinen Fall. Alle ungeduscht und nahezu alle schnarchend. Der größte Fehler ist es, nachts den Raum zu verlassen und bei der Rückkehr tief einzuatmen. Wer da nicht in Tränen ausbricht, ist eine ganz harte Sau oder schwer erkältet und geruchslos.
Ich verkaufe diese Fernwanderung am liebsten als meinen schönsten Urlaub und freue mich diebisch, wenn ein argloser Zuhörer mit dieser Wanderung als nächstens Reiseziel liebäugelt.
Ihre
Tina Voß

 

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Meiner Schwester wäre das nicht passiert

Auf dem Rückweg aus Österreich war ich begeistert, dass wir eine IC-Verbindung mit nur einem Zugwechsel gefunden hatten und uns acht Stunden dösend, essend und lesend nach Hause schaukeln lassen konnten.
Essend? Wohl kaum. Der Zug hatte überraschend keinen Speisewagen und nur einen kleinen kugeligen Snack-Verkäufer, der in einem Erster-Klasse-Abteil mitsamt seinem Trolley hockte und auf Kundschaft wartete. Chips, Snickers, Mars und Kaffee war im groben seine Auswahl, die ich tapfer einmal durchgegessen habe. Ich hätte Unsummen für ein Mettwurstbrötchen bezahlt. Stattdessen schlenderte ich wie ein hungriger Wolf durch den Zug und schielte auf die Tüten mit Backwaren der Reisenden. Die wollten mir aber nichts verkaufen.
Auf der Reise habe ich auch gelernt, dass Bringdienste in Würzburg, Fulda und Kassel ihre Pizzen und Tortellini nur an feste Adressen liefern – auf keinen Fall an durchgeknallte Reisende, die im Bahnhof zu einer bestimmten Uhrzeit eine Lieferung an Wagen 19 erbeten. Schlägt man denen doppelte Bezahlung vor, legen sie auf – in jeder der o.g. Städte.
Fährt meine Schwester eine Strecke größer 20 Minuten mit Bus, Bahn oder PKW hat sie immer zwei Wurstbrote und ein Sunkist dabei. Man kann ja nie wissen, ob auf der Strecke ein Meteorit einschlägt oder plötzliche Hindernisse einen mehrstündigen Aufenthalt ohne Nahrungsversorgung nötig machten. Bisher hatte ich drüber gelacht, nun spekulierte ich, ob sie wohl kostenfrei teilen würde.

Danke für Ihre Fahrt mit der Deutschen Bahn

Tina Voß

 

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Ohne Folgekosten

Mögen Sie das Bügeln von Hemden und Blusen? Manche Menschen machen das zur Entspannung beim Polit-Talkshow gucken. Ich empfinde eine tief verwurzelte Abneigung gegen diese Tätigkeit. Bei meinen ersten Versuchen habe ich mich regelmäßig verbrannt und die Panik, ob ich das Gerät auch wirklich am Ende ausgeschaltet habe, ließ mich zwanghafte Kontrollhandlungen durchführen.
Meine erste Strategie war, nur die Knopfleisten, Ärmel und Kragen zu bügeln. Das setzte aber voraus, dass ich niemals den Blazer ausziehe, auch nicht bei 30 Grad und löste nicht das Abschalt-Trauma. Danach kam die Idee, dass Thema komplett an Profis outzusourcen. Allerdings bringt das hohe Folgekosten mit sich, denn Blusen werden nicht wie Hemden maschinell gebügelt sondern per Hand. Das ist teuer.
Aktuell verfolge ich einen Maßnahmen-Mix, der die o.g. Profis beinhaltet und den Kauf von Blusen ohne Folgekosten. Das sind die vollkommen zerknitterten Teile, die in der Modesprache „gecruncht“ heißen. Man macht lustige Knoten in alle Stoffteile, schmeißt es in die Wäsche und zieht es genauso wieder raus. Trocknen, anziehen, fertig! Ich perfektioniere das aktuell, in dem ich Blusen mit Folgekosten in Blusen ohne Bügeln durch verknotetes Wäschen verwandele und darauf beharre, dass das lt. Hersteller genauso aussehen soll.
Versuchen Sie es mal!

Ihre
Tina Voß

 

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Mädchen-Magnet

Frei von Eitelkeiten

Ein alter Freund arbeitet seit Jahren daran sein Kindheitstrauma vom Mops-Gassi-Gehen in Hannovers City zu überwinden. Täglich musste er als Jugendlicher die beiden Möpse seines Vaters durch die Innenstadt führen und das Gespött sowie die mitleidigen Blicke ertragen. „Wo sind die denn gegen gelaufen?“ ist in unterschiedlichsten Varianten der meist gesagte Satz seiner Kindheit. Er hält sich seitdem immer Hunde, die mindestens kniehoch sind.

Ein nicht mopsgeprägter Bekannter nennt seit einem Maschseespaziergang den Mops allerdings „MM“ – Mädchenmagnet. Ursprünglich ging er nur neben dem Mann, der die Leine des Mopses mit großer Lässigkeit in der Hand hielt. Nach einer halben Stunde bat er den Mopsbesitzer in einem Café Platz zu nehmen, fragte noch schnell wie der Hund denn hieße und zog mit dem verdutzten Tier in die nächste Runde.

Zufrieden und aufgekratzt kam er nach einiger Zeit wieder ins Café zurück. Er hatte vorher beobachtet, dass selbst Frauen mit Partner an der Seite dem Mann-Mops-Gespann interessierte Blicke zuwarfen. Das beobachtete er einige Zeit und riss sich dann für die eigene Jagd das arglose Hundchen unter den Nagel. Sein Fazit: Frauen, die einen vermeintlich heteroesexuellen Mann mit einem Mops sehen, denken, dass der so cool und frei von Eitelkeiten ist, dass er sogar eine solche Kreatur ungerührt durch die Welt führen kann. Und schon gabs eine Telefonnummer als Belohnung.

Ihre
Tina Voß

 

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Alles Bio

Finden Sie nicht auch, dass man Ökologie unterstützen sollte? Daher war ich hoch erfreut über die Neueröffnung eines biologischen Tagesbistros und bin in wenigen Tagen gleich zweimal hingeeilt.
Während ich beim ersten Mal etwas Unverfängliches wie Schupfnudeln aß, sollte beim 2. Mal ein Salat mit Bio-Krabben meine Wahl sein. Meine Freundin und ich plauderten und ich stopfte Gabel für Gabel in mich hinein. Als noch wenige Salatreste übrig waren, erspähte ich auf dem Teller etwas in Größe meines kleinen Fingers und betrachtete es interessiert.
„Guck mal Petra, was das wohl ist?“
Sie schaute mich tadelnd an und antwortete: „Stell Dich nicht so an. Das ist eine Bohne.“
Stirnrunzelnd ging ich näher ran und stupste die Bohne mit der Gabel an. Oh! Die Bohne war kitzelig und zog sich zusammen als ich sie am Bauch berührte.
„Ihh! Eine Nacktschnecke!“
Ich fing ein bisschen undamenhaft an zu würgen. Hatte ich ihre Familie etwa schon zermalmt? Traten Nacktschnecken nicht immer im Rudel auf? War die eine Krabbe im Mund vorhin nicht etwas schleimig? Eilig näherte ich mich bei diesen Gedanken den Waschräumen. Ich wollte bei meinen spontanen Überlegungen lieber in der Nähe einer Wasserspülung sein. Als mein Körper sich entschloss, Salat samt Getier in sich zu behalten, wagte ich mich zurück.
„Na Schneckchen“, begrüßte ich meine Freundin wieder gut gelaunt.
Fürsorglich wurde mir ein Schnaps hingestellt und der Koch in der Küche beschimpft. Ich spülte ihn beherzt herunter.
„Toller Magenputzer, gell? Das ist eine Spezialität aus Braunschweig“, klärte mich die Inhaberin auf.
Ich wollte wieder würgen. Die Schnecken hätte ich ja noch akzeptiert, aber ein Getränk aus Braunschweig? Das war zu viel…..

Liebe Grüße
Tina Voß

Ein Kommentar

  1. Liebe Tina,

    Dein Schreibstil und Deine Sichtweisen sind einfach brilliant!! :-))

    Herzliche Grüße sendet Dir
    Nicole

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